Die Zukunft des Heizens in Wittislingen

Das Nahwärmenetz kommt

Nein, die Sanierung einer Bauschuttdeponie ist kein Thema, mit dem es viel zu gewinnen gibt. Vielleicht bin ich deshalb bereits der vierte Bürgermeister, mit dem vierten Gemeinderatsgremium, der sich mit der ehemaligen Bauschuttdeponie befassen muss. Mein Anspruch ist dabei klar: Ich werde der letzte Bürgermeister sein, der sich mit dieser Deponie herumärgern muss. Ich gebe das Thema nicht an meine Nachfolger weiter.

Natürlich ist es unangenehm, circa 400.000 Euro in die Sanierung einer Bauschuttdeponie stecken zu müssen. Geld, das wir an anderer Stelle dringend brauchen würden. Und ja, hätte man vor 15 Jahren reagiert, wäre die Sanierung sicher schneller und deutlich günstiger verlaufen. Aber vom weiteren Aufschieben wird die Maßnahme nur teurer. Deshalb werden wir jetzt aktiv!

Schon 2020 haben wir uns in der Verwaltung Gedanken gemacht, was später, nach der Sanierung, mit der Deponiefläche passieren soll. Wir standen vor einer Alternative: Wir hätten die Deponie zur teuersten Blumenwiese der Welt machen können. Oder wir konnten uns Gedanken machen, wie wir sie, wenn wir sie schon für viel Geld sanieren müssen, zum Wohl der Allgemeinheit nutzen können. Wir haben uns für zweiteres entschieden. Wir wollten auf der Deponiefläche eine Photovoltaikfreiflächenanlage errichten, um mit dem produzierten Strom eine Wärmepumpe betreiben zu können, um mit dieser ein Nahwärmenetz aufzubauen.

Auch auf der Suche nach einem Partner wurden wir glücklicherweise schnell fündig. Mit GP Joule stand ein Unternehmen bereit, das nicht nur aus der Region stammt, der Sitz ist in Buttenwiesen, sondern auch schon erfolgreich funktionierende Nahwärmenetze betreibt. Denn bei der Wärmeversorgung geht es ganz wesentlich um Vertrauen. Wer an ein Netz anschließt, will sicher sein, dass er in den kalten Monaten jederzeit mit Wärme beliefert wird. Die reiche Erfahrung auf diesem Gebiet gab für mich schließlich den Ausschlag, mit GP Joule gemeinsam in die Planungen einzusteigen.

Nach einiger Vorarbeit, etwa für die Konzepterstellung oder auch Grundstücks- und Vertragsverhandlungen, gingen wir im April 2022 mit dem Projekt an die Öffentlichkeit und GP Joule, bzw. die neu gegründeten Renergiewerke Wittislingen, begannen mit der Kundenakquise im südlichen Gemeindebereich. Hier zahlte es sich mehr als aus, dass wir schon frühzeitig begonnen haben, uns mit dem Thema zu befassen. Denn gerade als die Gas- und Ölpreise 2022 explodierten, konnten wir einen Ausweg präsentieren. Einfach, weil wir das Thema Wärme frühzeitig und mit Weitblick betrachtet haben, als das Gas noch billig war. Das sicherte uns einen großen Vorsprung vor vielen anderen Kommunen. Hätten wir erst zu Beginn des Ukrainekrieges reagiert, hätten wir uns weit hinten einreihen müssen und hätten noch lange kein Nahwärmenetz in Sicht.

Ein besonders wichtiger Faktor für das Gelingen des Wärmenetzes war der Gemeinderat, der von Anfang an hinter dem Projekt stand. Die nötigen Beschlüsse wurden alle einstimmig gefasst, auch für die Verpachtung weiterer gemeindlicher Flächen für die Heizzentrale und für die PV-Anlage. Und die Gemeinde geht voran: Die kommunalen Gebäude wie das Rathaus und der Kindergarten werden an das Nahwärmenetz angeschlossen. Ich bin mir außerdem sehr sicher, dass auch die VG-Versammlung bald die Versorgung der Schule beschließen wird.

Diese Entscheidungen und das Interesse der Anliegerinnen und Anlieger im ersten vorgesehenen Bauabschnitt haben zum Glück dazu geführt, dass nun mit dem Bau des Leitungsnetzes begonnen werden konnte. Der zweite Bauabschnitt ist schon in Planung und wird direkt an den ersten anschließen. Als wir am 20. November 2023 endlich den Spatenstich feiern konnten, war das ein riesiger Schritt nach vorne in der Entwicklung unserer Gemeinde.

Ich bin mir sicher: Irgendwann in der Zukunft werden wir im Rückblick feststellen, dass die Entscheidung, das Nahwärmenetz anzugehen, die wichtigste Entscheidung dieser Zeit war.

Denn so bringen wir die Zukunft des Heizens schon heute nach Wittislingen: nachhaltig, günstig und lokal.

Mehr Infos zum Projekt erhalten Sie auf der Website der Renergiewerke.

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